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Zu scharf - Wieviel HD brauchen wir wirklich?

Mit Einführung und Verbreitung von HD-Technologie und -Inhalten, besonders im TV-Bereich, hat es angefangen. Doch HD ist uns heute schon nicht mehr gut genug, es muss schon mindestens FullHD sein. Dass sich der Trend weiter fortsetzt, zeigt die sich bereits in den Startlöchern befindliche 4K-Technologie mit der alles noch schärfer und besser werden soll. Aber unser Alltag wird immermehr von Bildschirmen aller Art dominiert, ob Werbetafel, Smartphone, Smartwatch, Tablet PC, Notebook oder der gute alte Monitor. Dabei kommen viele verschiedene Größen, Auflösungen und Technologien zum Einsatz, doch für eine gute Darstellungsqualität sind zwei Faktoren ganz entscheidend: Die Pixeldichte und der Betrachtungsabstand. Idealerweise können wir mit bloßem Auge die Pixelstruktur der Displays nicht mehr wahrnehmen, was die biologisch maximale Bildschärfe beim Menschen darstellt. Technisch lässt sich die Pixeldichte zwar noch erhöhen, wir werden aber keinen Unterschied mehr "sehen" können. Das kann sogar negative Effekte haben, bei einer zu hohen Pixeldichte im Verhältnis zum Abstand lassen sich nicht mehr alle Details wahrnehmen.

Mobile Innovation / Revolution

Der Trend zu hochauflösenden Bildschirmen bei mobilen Geräten wurde am 07. Juni 2010 von Apple mit Vorstellung des iPhone 4 eingeläutet. Eine große Neuerung war der Einsatz eines sogenannten Retina-Displays mit der 2-fachen Auflösung im Gegensatz zum Vorgänger. Einen so hochauflösenden Bildschirm gab es bis dahin in keinem mobilen Gerät, dass auch noch in solch immensen Stückzahlen produziert und verkauft wird. Mobiles HD ist hier somit erstmals bei der breiten Masse angekommen. Auch wenn die Konkurrenz recht lange gebraucht hat gleichzuziehen, bietet sich heute eine Vielfalt hochauflösender Displays in den Geräten unseres Alltags. Es folgt der Vergleich von einigen Geräten bezüglich der Pixeldichte ihrer Displays.

Auch wenn die technischen Eckdaten von manch neuem Gerät in der Hochglanzbroschüre oder im direkten Gerätevergleich beeindrucken mögen, gilt hier auch: Weniger ist manchmal mehr. Wird nämlich die Auflösungsgrenze des menschlichen Auges überschritten, kann man keine Auflösungsunterschiede mehr wahrnehmen. Konkret heißt das, dass Sie im normalen Gebrauch keinen Unterschied sehen werden ob das Display Ihres Mobiltelefons nun mit 300 ppi oder mit 450 ppi auflöst.

Zu Scharf

Wo diese Auflösungsgrenze nun genau liegt ist strittig und nicht nur davon abhängig, ob wir gut oder schlecht sehen, sondern auch vom individuellen Betrachtungsabstand und von der verwendeten Displaytechnologie. Durch die meist unterschiedliche Pixelstruktur von TFT- und OLED-Displays, genügen bei Ersteren schon etwa 220 ppi, wobei letztere bis zu 300 ppi benötigen um die Grenze der menschlichen Sehschärfe, im folgenden Graph gemittelt bei 275 ppi eingezeichnet, zu erreichen.

Alle Geräte, deren Pixeldichte über der horizontalen roten Linie liegt, weißen damit eine für das menschliche Auge nicht mehr erkennbare Pixelstruktur auf. Wie viel der Wert über der Linie liegt ist dabei egal. Wenn man das Diagramm betrachtet muss man spätestens ab dem Sony Experia Z2 von einer unnötig hohen Auflösung sprechen. Ein konkretes Beispiel hierfür ist Folgendes:

"Der Bildschirm hat 1920 × 1080 Bildpunkte statt 1280 × 768 wie beim Nexus 4. Mit bloßem Auge lässt sich der Unterschied allerdings kaum erkennen, denn beide Anzeigen wirkten gestochen scharf." (Google Nexus 5 Gerätetest bei Heise.de)

Dabei sollte man nun noch anmerken, dass diese Übertreibung für den Nutzer keinen echten Vorteil, dafür aber Nachteile mit sich bringt. Die wichtigsten negativen Effekte einer zu hohen Pixeldichte dürften Folgende sein:

  • Die Kosten für Displays mit höherer Pixeldichte (bei gleicher Panelgröße) sind höher, somit die entsprechenden Geräte teuerer.
  • Bei gleicher Paneltechnologie z.B. TFT führt eine Erhöhung der Pixeldichte in der Regel zu einem höheren Energiebedarf und somit zu geringerer Laufzeit.
  • Zur Darstellung von Inhalten in höherer Auflösung wird zusätzlich der Prozessor und die Grafikeinheit stärker belastet, was wiederum zu einer geringeren Leistung und Laufzeit führt.

Für den Endnutzer bedeutet das konkret: Teurere Geräte mit kürzeren Akkulaufzeiten. Besonders bei Smartphones spielt der letzte Faktor aber eine ganz entscheidende Rolle.

Fazit

Auch wenn der Griff zu einem bestimmten Smartphone-Modell häufig nicht auf Grund detaillierter Analyse technischer Details erfolgt, lohnt es sich die Sinnhaftigkeit mancher "Features" zu hinterfragen. Es scheint allerdings, als würden vielen Herstellern Mut und Ideen für weitere Innovationen im Smartphone-Sektor fehlen, so dass man von Modell zu Modell die Devise verfolgt: "Größer, Schneller und Hochauflösender", egal ob das für den Nutzer überhaupt vorteilhaft ist, oder nicht.